Unterstützung Notleidender in Nord-Italien in europäischer Verbundenheit
Hofheim. - Der Katholische Bezirk Main-Taunus setzt ein Zeichen für europäische Solidarität sowie christliche Nächstenliebe und ruft dazu auf, Menschen in den „Hotspots“ der Corona_Pandemie in Nord-Italien zu unterstützen.
Das Motto der Aktion – „Wir sitzen alle im selben Boot“ – bezieht sich auf das weltweit ausgestrahlte Gebet von Papst Franziskus am 27. März auf dem Petersplatz in Rom. Als Teil der Europäischen Gemeinschaft, als Bürger eines Sozialstaates sowie als Schwestern und Brüder der dort lebenden Glaubensgeschwister ist es Chance wie Herausforderung, ganz konkret zu helfen. So wird Verbundenheit über die aktuell wieder errichteten Ländergrenzen hinweg erlebbar und grundlegende Not gelindert.
Die Menschen im Norden Italiens sind seit vielen Wochen auf besonders dramatische Weise von der Epidemie heimgesucht: Italien war lange das Land Europas mit den meisten Infizierten und hat bis heute nach den USA die größte Zahl an Corona-Toten zu beklagen. Soziale Notlagen sind wie ein Tsunami über die Kommunen hereingebrochen.
Gemessen an der Einwohnerzahl zählt die Region der Erzdiözese Trento (Trient) zu den am schlimmsten betroffenen Provinzen. Der Caritasverband dieser Diözese ist dementsprechend Partner unseres Unterstützungsprojektes. Mit seinen Hauptamtlichen und freiwillig Tätigen ist die Caritas di Trento zusammen mit der Fondazione Comunità Solidale nah dran an den aktuellen und umfassenden Nöten der Menschen dort, die ebenso finanzieller wie psychologischer und seelsorgerischer Art sind.
Mit dem Unterstützungsprojekt werden drei von Anita Scoz, der Geschäftsführerin der Caritas diocesana Trento, als vordringlich beschriebene Arbeitsschwerpunkte gefördert:
Unterbringung und Versorgung einer wachsenden Zahl von Wohnsitzlosen.
Begleitung und Beratung hilfsbedürftiger, gehandicapter, psychisch auffälliger und verängstigter Menschen.
Unterstützung Einzelner wie Familien in prekären Lebenslagen.
Mit dem Projekt verbunden ist ein Aufruf an alle Menschen in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main, sich die Unterstützungsaktion zu eigen zu machen, sie als Institution oder Organisation offiziell mit zu tragen und eigene Ideen einzubringen, um mitzugestalten, wie wir europäische Verbundenheit in Zeiten der Corona-Epidemie erfahrbar werden lassen!
Mit großer Freude ist die Unterstützungsanfrage bereits in Italien aufgenommen worden. „Ihre Absicht, etwas für uns und zusammen mit uns zu tun, ist meines Erachtens ein tiefer Beweis des christlichen Miteinanders!“, erklärte Don Cristiano Bettega, der bischöfliche Beauftragte für Sozialpastoral und Caritas der Erzdiözese Trento (Trient).
Spenden können eingezahlt werden auf das Konto des Katholischen Bezirksbüros Main-Taunus; IBAN: DE92 5114 0029 0376 2168 00, BIC: COBADEFFXXX. Verwendungszweck „Im selben Boot“.
Zuwendungen für dieses Spendenprojekt können steuerlich geltend gemacht werden.
Wie nehmen Menschen vor Ort die Situation wahr? - O-Töne von Helfer*innen und Engagierten
- Wir sind in der einen Welt eingeschlafen und in einer anderen wieder aufgewacht: Umarmungen und Küsse werden plötzlich zu Waffen, und der Verzicht auf den Besuch bei Eltern und Freunden wird zu einem Akt der Liebe. Plötzlich wird einem klar, dass Macht, Schönheit und Geld keinen Wert haben und dass es [das Geld] dir den Sauerstoff nicht geben kann, für den du gerade kämpfst. Die Welt geht weiter, und sie ist wunderschön. Sie zwingt nur die Menschen in Käfige. Ich denke, dass uns da eine Botschaft gesandt wird: „Du Mensch bist nicht notwendig. Der Luft, der Erde, dem Wasser und dem Himmel geht es gut ohne dich. Wenn ihr zurückkehrt, merkt euch, dass ihr meine Gäste seid. Nicht meine Eigentümer".
- Hier arbeitet man aktuell eine Menge, vor allem am Telefon: Die Menschen rufen an, um Informationen über die Hilfsangebote zu erhalten, um Unterstützung anzubieten oder sie kurzfristig zu erhalten….Es rufen viele Personen an, die psychische Probleme haben: Sie sind verzweifelt und verwirrt, weil sie sich plötzlich ohne dieses Minimum an Kontakt wiederfinden, der ihren Alltag „gefüllt“ hat, wie einen Kaffee trinken zu gehen, auf der Parkbank ein Schwätzchen zu halten, spazieren zu gehen…. Manche ähneln den Löwen im Käfig, andere fühlen sich verlassen… Für sie alle ist ihr Anruf bei uns, dass sie Hunger haben, dass sie kein Geld haben, dass sie es nicht schaffen, diese Zeit durchzustehen, wie die letzte verbleibende Möglichkeit, aufzuschreien, dass es sie noch gibt, dass sie existieren und dass sie nicht alleingelassen werden wollen. – Deshalb ist unser Lebensmittelpaket in diesen absurden Zeiten für Viele eine wichtige Weise, ihnen zu sagen: #ichbineuchnahe.
- Das Telefon ist gerade extrem wichtig. Es dient dazu, Anrufe zu erhalten, aber auch welche selbst zu tätigen: Es gibt einem die Gelegenheit, jemanden zu grüßen, zu sagen „wenn du etwas brauchst dann melde dich“, und auch, um sich selbst sagen zu hören: „Es war schön dich zu hören.“ Wir nutzen das Telefon nicht zuletzt, um die Freiwilligen anzurufen, die plötzlich zu Hause eingeschlossen sind, besonders jene, die alleine leben, die älter sind, die Angst haben, – denn sie werden uns alle daran erkennen, wie sehr wir uns gegenseitig lieben können…
- Da sind die Versorgungsunternehmen zu bezahlen, Häuser müssen von der Zwangsräumung gerettet werden für Menschen, die schon vorher schwach und gefährdet waren und es jetzt noch mehr sind.
- Die „Zentren des Zuhörens und der Solidarität“ gibt es, sie sind für alle da, die Hilfe suchen. Sie sind getragen von der Einsatzbereitschaft und Ernsthaftigkeit unserer Mitarbeiter. Diese Haltung sorgt wie ein Turbo dafür, dass wir uns ständig im Netz der öffentlichen und privaten Dienstleister wiederfinden und dort eng zusammenarbeiten.
- Ausgehungert und auf der ständigen Suche nach dem Sinn der Dinge und des Lebens waren wir so lange schon. In diesen Tagen empfinde ich, dass jede Geste, jeder Satz, jeder Gedanke von dem Sinn des Lebens absolut erfüllt ist…