Eine Brücke von der Schule ins Berufsleben


Als er seinen Eltern erzählt habe, dass er ausziehen und in einer anderen Stadt Theologie studieren möchte, „haben sie geschaut wie ein Auto“, erzählt ein Schüler der Edith-Stein-Schule des Antoniushauses Hochheim. „Sie hatten Sorge, dass ich das aufgrund meiner Beeinträchtigung alleine nicht schaffen könne. Insbesondere, weil ich auf den Rollstuhl angewiesen bin.“ Der junge Mann besucht seit kurzem die Berufswegeorientierung bei Berufswegecoach Thomas Liesenberg, ein seit Anfang des Schuljahres bestehendes Zusatzangebot der Schule für den Übergang in die unterschiedlichen Formen des Arbeitsmarktes.
Individuell das Passende finden
Möglich gemacht hat dies eine Förderung der Commerzbank-Stiftung, die über zwei Jahre die Personalstelle für den erfahrenen Berufswegecoach und Netzwerkkoordinator der Edith-Stein-Schule anteilig übernimmt. „Dank der finanziellen Unterstützung der Commerzbank-Stiftung können wir dafür sorgen, dass jeder Schüler und jede Schülerin das findet, was zu ihnen passt. Die jungen Menschen mit Beeinträchtigung sehen klar, wie es nach der Schule weiter gehen kann“, bedankt sich Schulleiter Matthias Stumpf. So seien reguläre Ausbildungsplätze in Unternehmen oder berufsintegrierte Arbeitsplätze genauso möglich wie geschützte oder inklusive Beschäftigungs- oder Ausbildungsverhältnisse in Unternehmen, Berufsbildungswerken oder Werkstätten für beeinträchtigte Menschen. „Wir haben das Ziel, für jeden eine maßgeschneiderte Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeit zu finden. Zuständige staatliche Stellen können diese intensive individuelle Arbeit kaum leisten“, sagt der Schulleiter.
Betreuung auf Augenhöhe
Berufswegecoach Thomas Liesenberg ist bei der persönlichen individuellen Betreuung der Kontakt auf Augenhöhe sehr wichtig. „Ich möchte unseren besonderen Schülerinnen und Schülern eine Brücke von der Schule ins Berufsleben bauen. Die Beziehung zu ihnen muss dabei stimmen. Nur dann kann man die Realität auch beim Namen nennen, um sie auf sinnvolle Anschlussaufgaben vorzubereiten“, berichtet er. Gelegentlich müsse er dabei die jungen Menschen auch mal von unrealistischen Plänen abbringen und Eltern zum Nachdenken anregen oder Sorgen besänftigen. Häufig entdecke er gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern ungeahnte Kompetenzen und ermutige sie auf ihrem Weg zu einer selbstständigen Teilhabe am Arbeitsleben.
"Unsere Gesellschaft brauchen jeden Einzelnen von Euch"
Heike Heuberger, seit Januar diesen Jahres Vorständin für Soziales und Wissenschaft bei der Commerzbank-Stiftung, zog bei ihrem Besuch der Schule eine positive Bilanz. Was von den jungen Menschen heute zu hören sei, sei ein ganz wesentlicher Schritt zu mehr Eigenständigkeit im Alltag und einer eigenen Orientierung im Arbeitsleben. „Unsere Gesellschaft braucht jeden Einzelnen von euch“, sagte sie an die Schülerschaft gewandt. Sie zeigte sich nachhaltig beeindruckt von der Arbeit im Haus, „insbesondere aber von den Kindern und Jugendlichen selbst“, wie sie betonte.
Dankbar für die Unterstützung
Nicht zum ersten Mal ist die Arbeit mit den Lernenden der Einrichtungen des JG Rhein-Main Verbundes durch Mittel der Stiftung unterstützt worden. „Wir sind froh und dankbar, mit der Commerzbank-Stiftung einen so verlässlichen Partner an unserer Seite zu wissen“, dankt Dr. Caspar Söling, Sprecher der Geschäftsführung des Antoniushauses und des Sankt Vincenzstifts. Er erinnerte an die Unterstützung bei der Einrichtung einer Waldklasse der Vincenzschule im Sankt Vincenzstift und bei der Anschaffung von Talkern und iPads und weiteren Kommunikationshilfen in der Peter-Josef-Briefs Schule.