Angelika Olbrich, Gemeindereferentin aus der Pfarrei Heilig Geist am Taunus schreibt:
„Ju:‘ni:k: einzigartige Vision für das Miteinander im Taunus finden“, so lautete die Überschrift des Initialisierungsworkshops für die Bildung der künftigen Region Main-Taunus/Hochtaunus. Im Zuge der Neuordnung unseres Bistums und im Nachgang zur Bildung der Großpfarreien wird sich die Diözese künftig in fünf Regionen aufstellen. Ob das eine pure Verwaltungsmaßnahme bleiben wird oder auch eine neue Qualität des Miteinanders bedeutet, liegt auch in unserer Hand. Und so trafen sich am 17. Juni hier bei uns in Christ König 90 ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter:innen der Gemeinden, Kitas, katholischen Schulen und der Fachstelle für Jugendarbeit (KFJ) aus den beiden alten Bezirken. In guter Atmosphäre bekamen wir von der vorläufigen Leitung der Region viele Informationen; danach besprachen wir in Kleingruppen, was denn Themen der neuen Region sein könnte und welche Unterstützung von einem Regionalzentrum wünschenswert sind. Themen wie Schöpfungsgerechtigkeit, Vernetzung, Stärkung der ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen, Familien, Glaube und Spiritualität und einiges mehr standen da zum Schluss auf den Wänden. Diese Themen sind nicht neu, aber der Mehrwert eines solchen Miteinanders war schon an diesem Samstag schnell zu spüren: sich austauschen, voneinander lernen, sich gegenseitig bestärken, miteinander bedenken und dann vielleicht auch gemeinsam handeln, damit wir auch in unserer Zeit und an unseren Orten die frohe Botschaft so leben und verkünden, dass sie fruchtbar für viele wird. Zukunftsmut wünschten sich die Mitarbeitenden der KFJ. Zukunftsmut wünsche auch ich uns für unseren Weg als katholische Kirche hier in der Region Main-Taunus/Hochtaunus.
Thomas Schmidt, Referent für Nachhaltigkeit und Schöpfungsverträglichkeit im Bezirksbüro Main-Taunus schreibt:
[ju:ni:k]: Ein heiliges Volk (Exodus 19, 6a)
Etwas erschöpft, mit einigen Fragen, vielen neuen Kontakten, aber unter dem Strich zufrieden und ermutigt, bin ich am Samstag vom [ju:ni:k]-Treffen, dem ersten Treffen zur Regionenbildung im Taunus aus Eschborn nach Hause gefahren.
Ich hatte noch eine Predigt für den darauf folgenden Sonntag, den 11. Sonntag im Jahreskreis, vorzubereiten. Beim ersten Lesen erschienen mir die Lesung aus dem Buch Exodus (Ex 19, 2-6a) und das Evangelium (Mt 9,36 -10,8) passende Kommentare zu all dem Gesagten dieses Tages zu sein.
Den wunderbaren Aufschlag macht dabei die Lesung aus dem Buch Exodus. Das Volk Israel wird bezeichnet als ein „heiliges Volk“. Diese Vorstellung ist ja die Blaupause für die Überzeugung des Zweiten Vatikanischen Konzils, dass die Kirche zuallererst das „Volk Gottes“ ist, wie es der Konzilstext Lumen Gentium gleich zu Anfang festhält. Kirche also nicht mehr die perfekte Gesellschaft, nicht mehr „das Haus voll Glorie, das über alle Land steht“, sondern das „wandernde Volk“ durch die Geschichte. Eine Entwicklung, die man gut an dem bekannten Kirchenlied „Ein Haus voll Glorie“ (1. Strophe 1875, 2.-5. Strophe 1972) nachvollziehen kann.
Kirche als Volk Gottes war für mich an diesem Samstag wunderbar erlebbar. Frauen und Männer, Jüngere und Ältere als Volk Gottes, darunter auch geweihte Priester, aber alle zusammen zuallererst Volk Gottes im Gespräch miteinander und gemeinsam auf der Suche nach den ersten Schritten in die neue Region. Man konnte den Begriff der „Laien“ ganz vergessen, der ohnehin aus einer anderen Zeit und irgendwie immer falsch ist.
Im Evangelium stoßen wir dann auf die Aufgaben, die Jesus diesem Volk Gottes gibt: Zunächst den Augenzeugen, den Aposteln, den Menschen der ersten Stunde, und über sie an uns alle. Was also sollen wir tun als Volk Gottes, überdies als apostolisches Volk Gottes, das in seiner Gesamtheit apostolisch ist, weil wir alle in der Nachfolge der Apostel stehen.
Jesus findet für das „Wofür“, wie es an jenem Samstag genannt wurde, einfache Worte:
- „Sagt den Leuten: Das Himmelreich ist nahe.“ Mit etwas anderen Worten: Verkündet das Evangelium, redet von der Botschaft der Freiheit, der Nächstenliebe, der Gerechtigkeit, des Friedens und der Bewahrung der Schöpfung. Sagt: „Eine andere Welt ist möglich, niemand bleibt allein, der Tod wird nicht das letzte Wort haben“.
- „Heilt die Kranken“: das versteht sich von selbst, ist Aufgabe der organisierten Caritas und von jeder und jedem von uns. Hier dürfen wir auch hören: Heilt die Wunden der ganzen Schöpfung, der „großen Armen“, wie sie der brasilianische Theologe Leonardo Boff genannt hat.
- „Weckt Tote auf“: Vielleicht so: Befreit Menschen aus dem sozialen Tod der Einsamkeit, der Verlassenheit, des Nicht-Gesehenwerdens.
- „Macht Aussätzige rein“: Lasst diese Trennungen von Ihr und Wir nicht zu, überwindet Grenzen, führt Menschen zusammen.
- „Treibt Dämonen aus“: Vertreibt die modernen bösen Geister unsere Tage: den grenzenlosen Egoismus, den Geiz, die Habgier, die vielen Formen ungerechter Herrschaft von Menschen über Menschen, den Rassismus, die Intoleranz.
Wäre das nicht ein schönes Programm für die neue Region vom Main bis zu den Höhen des Taunus und darüber hinaus?
Und Jesus hängt noch eine bemerkenswerten Satz hinten dran: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.“ Nehmt kein Geld dafür, lasst euch nicht bezahlen. Ihr selbst habt schon empfangen, ihr seid schon geliebt, Ihr gehört zu diesem heiligen Volk, das Gott nicht im Stich lassen wird.
Mit dieser geschenkten Freiheit sollte uns der Weg in die Region gelingen – als Gottes heiliges Volk.