Es ist seine Schöpfung: Gott wird ein Erdenwesen! Weihnachten kündet vom heilsamen Zusammengehören Aller
Welches Bild verbinden Sie mit einem stimmigen Weihnachtsfest? Den Kreis Ihrer Lieben im Licht des Christbaums? Den Besuch eines Weihnachtsgottesdienstes oder doch den Blick über eine verschneite Landschaft?
Es ist die Botschaft eines friedvollen Miteinanders, die wohl alle Bilder durchzieht: Weihnachten ist das Fest des Miteinanders. Und die Hl. Schrift führt uns immer wieder neu an das Geheimnis heran, welches dieser Gemeinschaft zugrunde liegt:
Gott wird Mensch! So begegnet er uns in seinem Leben, Sterben und Auferstehen auf Augenhöhe. Als Mensch macht er sich die Bedingungen unserer Existenz zu eigen, um uns schon hier aufzurichten, ja zu erlösen aus aller Angst, verlorengehen zu können.
Die Weihnachtsbotschaft ist eine Einladung, Heilsames über Gott, sich selbst wie über die gesamte Schöpfung zu erfahren: Gottes Menschwerdung steht dafür, dass er ausgerechnet jenes Wesen seiner Schöpfung wird, von dem die Hl. Schrift berichtet, es sei aus Erdboden geformt. Er wird damit jenes Wesen, für dessen Wohlergehen es elementar ist, die eigene Herkunft und Verbundenheit mit der Schöpfung immer vor Augen zu haben. Adam, Erdenwesen, nennt Gott dieses Geschöpf, auf dass es seine Verwobenheit mit der Erde (Adamah) nicht vergesse. In Jesus macht Gott sich diese Verwobenheit zu eigen, unseren Blick auf die Schöpfung weitend: Nicht nur Gottes Geschöpfe und alle Materie sind eingebunden in Prozesse und Strukturen seiner Schöpfung, vielmehr ist er es selbst. Das Gewebe des Zusammengehörens ist damit das Zuhause wirklich aller. Wie heilsam für mich, wenn ich mir dessen bewusst bleibe!
Die Weihnachtsbotschaft steht auch dafür, den Adressatenkreis des Handelns Gottes wirklich schöpfungsweit zu achten. Der erste, der darauf aufmerksam macht, dass das Geheimnis „Gott wird ein Erdenwesen“ nicht nur uns Menschen gilt, war wohl Franz von Assisi. In Greccio platziert er 1223 erstmals das Jesuskind inmitten eines Stalls voller (lebender) Tiere, also mitten hinein in die Vielfalt der Schöpfung Gottes. Nicht eine menschengemachte Herberge, sondern der Nahrungsort (Krippe) unterschiedlicher Geschöpfe wird seine erste Bleibe.
Der Begegnungsort einer Vielzahl an Geschöpfen, wo „Mensch“ nur eines von vielen ist. So erinnert Franz von Assisi‘s Stall voller Leben daran, dass die Weihnachtsbotschaft der gesamten Schöpfung gilt: Jesus, „der Erstgeborene der ganzen Schöpfung“ (Kol 1,15), wird ein Erdenwesen, um als Retter, Heiler und Wirkmächtiger die gesamte Schöpfung in die Gemeinschaft mit Gott zu führen!
„Zusammen“ heißt unser Ziel, zusammen werden wir von Jesus angesprochen und zusammen sind wir unterwegs. Wie heilsam für mich und Gottes Schöpfung, wenn ich mich für den Erhalt seiner Artenvielfalt, für die Existenz seiner Lebensräume sowie für soziale, ökologische, ökonomische und intergenerative Aspekte des Zusammengehörens aller engagiere.
Weihnachten kündet vom Geheimnis des heilsamen Zusammengehörens aller, nicht nur der Menschen. Dieses Licht wahrhaftigen Lebens als Leitstern Ihres Wirkens im Miteinander zu entdecken, das wünsche ich Ihnen, Ihren Lieben und der ganzen Gemeinschaft, die als Gemeinde Jesu mit allen unterwegs ist.
Dr. Matthias Braunwarth, Bezirksreferent Katholischer Bezirk Main-Taunus